Ein großes Problem bei der Bewältigung der aktuellen Corona-Pandemie ist immer noch die unzureichende Ausstattung mit Infektionsschutzmaterial für Ärzte, Medizinische Fachkräfte, Pfleger usw. Die Bundesregierung mit Bundeswehr, Gesundheitsministerium und anderen Institutionen versucht alles und verspricht noch mehr, um der mangelnden Versorgung mit Schutzkleidung und Atemschutzmasken nachhaltig zu begegnen. Auch das Recklinghäuser Arztnetz Raniq e.V. tut das in seinem Rahmen für die etwa 100 regionalen Haus- und Facharztpraxen. Und zwar mit Erfolg, trotz nicht unerheblicher Schwierigkeiten – wie große Nachfragekonkurrenz, hohe Preissteigerungen, kurzfristigen Stornierungen zugesagter Lieferungen oder auch unerklärlichem Verschwinden der Ware beim Transport.

Durch die Eigeninitiative konnten am vergangenen Freitag (03.04.) Atemschutzmasken in anteiligen Mengen an die Mitgliedspraxen herausgegeben werden. Dr. Theo Uhländer, Raniq-Vorsitzender, bedankte sich bei den an der Verteilaktion beteiligten Helfern*innen aus seiner Praxis und aus der Arztnetzorganisation. Ein kleiner Lichtblick, zumal die ausreichende Versorgung durch die zuständigen Stellen bisher auch im Raum Recklinghausen immer noch nicht erfolgt ist.

Die Aktion erleichtert es erst einmal den niedergelassenen Ärzten*innen und Praxismitarbeitern*innen im Raum Recklinghausen, sich selbst und damit auch die Patienten*innen bei der Behandlung vor der Infizierung mit dem neuen Virus zu schützen und den Praxisbetrieb überhaupt aufrecht zu erhalten. Das ist – abgesehen von der Corona-Pandemie – vor allem zum Quartalsanfang auch für die Regelbehandlungen einschließlich Rezeptvergabe zur Versorgung mit Medikamenten wichtig. Raniq wird sich auch weiterhin selbst für seine Mitgliedspraxen um dringend benötigte Materialien bemühen, soweit es möglich und vertretbar ist.

In einem Interview in der Recklinghäuser Zeitung hat kürzlich „Deutschlands oberster Krisenmanager“, Kanzleramtsminister Helge Braun, unter anderem auch   Lehren aus der jetzigen Krise und mögliche künftige Regelungen für Produktion und Vorratshaltung von Infektionsschutzmaterialien angedeutet. Auf die Frage, „Es gibt zu wenig Schutzausrüstung, auch weil aus Kostengründen viel im Ausland produziert wird. Rächt sich das nun?“, sagte er: “Wir haben schon für einigen Nachschub gesorgt. Wir kaufen weltweit ein und sind auch mit deutschen Unternehmen im Gespräch, die ihre Produktion umstellen und künftig Masken herstellen. Es kann sein, dass wir künftig bei kritischen Gütern sagen: Weil es uns das wert ist, eine Produktion in Deutschland oder Europa zu haben, zahlen wir auch ein oder zwei Cent mehr.“ Wie wir zukünftig unser Gesundheitssystem aufstellen, sei eine der Fragen, die wir nach der Krise beantworten müssen, so Braun. Dazu gehörten die Personalfrage, die Kapazitäten in der Intensivmedizin und die Verfügbarkeit kritischer Güter.

Der Kanzleramtschef, der übrigens auch Mediziner ist, hat in weiteren Interviews die Deutschen „unentwegt darauf vorbereitet (Handelsblatt morning briefing), dass die Zeit mit den höchsten Infektionszahlen noch vor uns liegt.“ Anders gesagt, so das HB: Die Politik brauche mehr Zeit, bis Schutzmasken, Material, digitale Hilfsmittel, Beatmungsgeräte und Intensivbetten für all die zu erwartenden Covid-19-Patienten auch ausreichen würden.

Auch ursprüngliche Hoffnungen – vor allem auch der Kommunen – auf Materiallieferungen durch die Bundeswehr erhielten inzwischen einen Dämpfer: Dort sind die Lager inzwischen ebenfalls leer, wie das Bundesverteidigungsministerium laut „Spiegel“ mitteilte. Dort stoße man schon bei persönlicher Schutzausrüstung wie den dringend benötigten Schutzmasken für die Kommunen „an die Grenzen der Unterstützung„, heiße es in einem aktuellen Bericht des Verteidigungsministeriums an den Bundestag.

Grund für die Knappheit in den Masken-Lagern sei die „angespannte Marktsituation bei der Beschaffung“, da derzeit alle Nationen weltweit nach Masken fahnden und sich gegenseitig überbieten. Zudem müsse die Bundeswehr den Eigenbedarf der fünf großen Militärkrankenhäuser im Auge behalten, so der „Spiegel“.                                                                                                                                                         Bild: privat