Verständlichkeit in jeder Art von schriftlicher und verbaler Kommunikation ist ein Muss.  Auch in Gesundheitspolitik und im Gesundheitswesen. Das hat sich verstärkt wieder in der Corona-Pandemie gezeigt. Die Botschaft muss im doppelten Sinn am Ziel ankommen, sonst ist sie nicht wirksam – oder noch unglücklicher – sie führt zu Missverständnissen und Fehlverhalten. Experten betonen die Notwendigkeit so: Verlässliche Gesundheitsinformationen auf der Basis der besten verfügbaren Daten bilden eine wichtige Grundlage für gute Gesundheitsentscheidungen. Darauf haben alle Menschen ein Anrecht, die medizinische Unterstützung suchen.

Patienten brauchen also Informationen, die so formuliert sind, dass sie leicht zu verstehen sind: Alle Akteure einschließlich Haus- und Fachärzte sollten sich deshalb auf evidenzbasierte Gesundheitsinformationen in Leichter Sprache stützen. Diesem Thema widmet sich das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ). Insbesondere mit Blick auf eine Zielgruppe, die wirklich Schwierigkeiten beim Lesen hat und kognitiv stärker eingeschränkt ist. Das ist auch ein bedeutendes Stück Barrierefreiheit. Zu finden sind die Gesundheitsinformationen auf der Website patienten-information.de.

Corinna Schaefer, stellvertretende Leiterin des ÄZQ, arbeitet auf Grundlage von Gesundheitsinformationen, die sie und ihr Team erstellt haben, die also schon evidenzbasiert* sind, wie sie in einem Interview mit riffreporter (s.u.) betonte. Das heißt, den Informationen in Leichter Sprache liegt immer das gleiche wie allen anderen Gesundheitsinformationen zugrunde: systematische Recherche, Bewertung und Auswahl der Quellen und so weiter. Die Ausrichtung erfolgt nach dem Informationsbedarf  der Leser, die die Informationen später nutzen. Das ÄZQ-Kernteam erstellt zudem Nationale Versorgungsleitlinien. Das sind evidenzbasierte Handlungsempfehlungen für die Versorgung von häufigen Erkrankungen, wie zum Beispiel Asthma, Diabetes und Depression. Die zu diesen Leitlinien gehörenden Patienteninformationen werden übertragen alle nach und nach in Leichte Sprache übertragen. Zusatznutzen: Alle Texte sind auch im HTML-Format aufgesetzt und man kann sie vorlesen lassen. Die Website von Special Olympics gesundheit-leicht-verstehen.de beispielsweise ist speziell für Menschen mit geistiger Behinderung entwickelt worden.

Corinna Schaefer weiß aus Erfahrung, dass Ärztinnen und Ärzte in Praxen oder Kliniken es zu schätzen wissen, wenn sie Patienten etwas Konkretes mitgeben können. Heute möchten sich viele Patientinnen und Patienten an Entscheidungen beteiligt wissen, aber oft können sie direkt im Gespräch noch nicht alle Fragen stellen, sie kommen dann erst später damit auf die Ärzte zu. Deswegen gibt es die ÄZQ-Infos in Leichter Sprache auch immer als komplett barrierefreie PDF. Dadurch, dass die Infos nicht länger als zwei Seiten sind, können sie auf einem Blatt ausgedruckt und mitgeben werden.

„Zusätzlich arbeiten wir mit Ärztinnen und Ärzten zusammen und erfragen systematisch den Kommunikationsbedarf“, betont Schaefer. Also was wünschen sich Ärztinnen und Ärzte für ihre Arbeit mit den Patientinnen und Patienten, was brauchen sie für die Gespräche in der Praxis? Da gehe es auch um spezifische klinische Fragen. Es würden Patienteninformationen und ärztliche Informationen verzahnt. Da komme es auch mal zu kritischen Rückmeldungen, dass selbst zwei Seiten schon zu lang wären, und dass wir die Inhalte noch mehr aufbereiten müssten.

Dabei würden andererseits auch Nuancen ein bisschen verloren gehen. „Darin spiegelt sich aber eine grundsätzlichere Diskussion, weil man prinzipiell dazu neigt, medizinische Interventionen zu überschätzen“, so Schaefer. Klar: Je einfacher man Nutzen und (schädliche Nebenwirkunen) darstellt, desto eher finden Fachleute etwas aus ihrer Expertensicht an der Aussage fehlend oder falsch. Prinzipiell fänden es Ärztinnen und Ärzte es aber sehr wichtig, grundsätzliche und leicht verständliche Informationen bereitzustellen. Das hilft auch Menschen, die nur eingeschränkte Deutschkenntnisse haben, weil sie diese Sätze leichter erfassen und verstehen.
* auf nachgewiesenem Zusammenhang/nachgewiesener Wirksamkeit basierend

                                                                                                                                                                                                                                                Quelle: https: www.riffreporter.de  Bild: MikrovOne