„Medizin kann und muss immer etwas tun. Wenn nicht zur Lebenserhaltung, dann zur Leidensminderung,“ so kürzlich ein deutscher Palliativ-Mediziner und Buchautor in einem Zeitungsinterview. Für ihn sei die Palliativmedizin eine der größten medizinischen Errungenschaften. Denn es gehe dabei um ein umfassendes Wohlbefinden in den letzten Lebenswochen oder -tagen dieser Patienten. Der Bedarf nach Hospiz- und Palliativversorgung ist heute schon groß; er wird in Zukunft noch deutlich zunehmen, wie ein Blick auf die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland zeigt (siehe dazu weiter unten). Es ist eine wesentliche Zukunftsaufgabe, die Kapazitäten der Pflegeeinrichtungen und die Qualifikation aller Akteure in diesem Bereich der Medizin und Pflege auf die wachsenden Anforderungen rechtzeitig auszurichten.

Vor diesem Hintergrund findet am 20. März 2019 in Recklinghausen erstmals ein, die Stadtgrenzen übergreifender „Vestischer Hospiz- und Palliativtag“ statt. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung zu diesem medizinischen und pflegerischen Leistungsbereich mit seinen besonderen Anforderungen ist die interdisziplinäre Weiterbildung aller haupt- und ehrenamtlichen Kräfte, die Palliativ-Dienstleistungen im Vest Recklinghausen erbringen, vom Arzt bis zur Pflegekraft.

Auf dem Tagungsprogramm stehen ausgewiesene Experten, die zu aktuellen Palliativthemen vortragen und mit den Teilnehmern diskutieren. Referiert wird z. B. über Morbus Parkinson und das Ende der konventionellen Therapie, Erfahrungen aus den Niederlanden mit der Spiritualität im Bereich Palliativversorgung, über sanfte, naturheilkundliche Therapien sowie Humor in Palliative Care.

Der Initiator und wissenschaftlicher Leiter der Veranstaltung, Klaus Reckinger, ist in Fachkreisen unserer Versorgungsregion als Ausbilder von Ärzten und Pflegepersonal sowie als Leiter der Palliativstation des Elisabeth Krankenhauses Recklinghausen bestens bekannt.

Unser Recklinghäuser Arztnetz für Information und Qualität (RANIQ) trägt mit seinem Palliativmedizinischen Konsiliardienst „Pamir“ und den darin organisierten, palliativmedizinisch qualifizierten Allgemeinmedizinern, Internisten und Onkologen dazu bei, dass auch eine ambulante Versorgung durch kompetente Ärzteteams zur Verfügung gestellt werden kann. Neben RANIQ und Pamir sind auf der Tagung weitere Arzt- und Palliativnetze aus dem Vest Recklinghausen vertreten und stellen sich mit ihren Leistungen vor.

Aktuell kann die Palliativversorgung im Vest Recklinghausen als vergleichsweise komfortabel bezeichnet werden, bei punktuell nie auszuschließenden Engpässen. Aber mit Blick auf die nahe Zukunft müssen schon heute die Kapazitäten der Pflegeeinrichtungen und Serviceanbieter qualitativ und quantitativ auf die weiter deutlich steigende Inanspruchnahme von Palliativleistungen ausgerichtet werden. Nicht zuletzt der absehbare, starke demografische Wandel mit einer immer älter werdenden Bevölkerung stellt alle Beteiligten vor neue Herausforderungen.

Die frühzeitige Behandlung und breite Diskussion dieser Themen sind damit wichtiger Teil der Daseinsfürsorge für die Bürger in der Region: Es geht um ihre dauerhaft bedarfsgerechte, palliativmedizinische Versorgung. Deshalb wird die Veranstaltung von der Stadtspitze der Stadt Recklinghausen unterstützt: Bürgermeister Christof Tesche hat die Schirmherrschaft für den  Vestischen Hospiz- und Palliativtag 2019 übernommen.

Wie wichtig es ist, eine ausreichende Versorgung der Patienten im Blick zu behalten, wird noch zusätzlich unterstrichen durch die langfristig „ungünstige“ Altersstruktur bei den Ärzten. Laut der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) ist die hausärztliche Versorgung im Raum Westfalen-Lippe zwar derzeit stabil. Aber: Jeder dritte der rund 5.000 Hausärzte im diesem Landesteil ist bereits älter als 60 Jahre und eine Nachfolgeregelung in den Praxen steht an. Vor diesem Hintergrund sind auch weitere Anstrengungen unseres Arztnetzes RANIQ dringend erforderlich, um unseren palliativmedizinischen Konsiliardienst Pamir zu unterstützen.

Staatlicher Anschub für mehr Pflegekräfte
Aus- und Weiterbildung im Pflegebereich allgemein will die Bundesregierung künftig intensivieren, um mehr dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen. Mit Akteuren des Bereichs wurden über 100 Maßnahmen vereinbart, die bis 2023 umgesetzt werden sollen, so Familienministerin Franziska Giffey (SPD).

Angestrebt wird, die Zahl der Auszubildenden und der Ausbildungseinrichtungen gemeinsam mit den Bundesländern im Schnitt um zehn Prozent zu erhöhen. Die Einrichtungen sollen 5000 Weiterbildungsplätze bereitstellen. 40 Berater sollen bundesweit an Schulen über Pflegeberufe informieren. Die Regierung will außerdem, dass Altenpflege-Anbieter zu mehr Tarifbindung kommen. Die Sicherung der Pflege sei eine „große nationale Zukunftsaufgabe“, sagte Giffey auf einem Fachkongress. Dazu würden  auch mehr Wertschätzung und bessere Bedingungen für Pflegekräfte gehören, „die jeden Tag ihr Bestes geben…“.

Aktueller Stand der Bevölkerungsstruktur in Deutschland:
Fast 18 Millionen bereits älter als 65 Jahre
In Deutschland lebten zum Stichtag 31. Dezember 2017 rund 17,7 Millionen Personen, die mehr als 65 Jahre alt sind. Das entsprach einem Anteil von 21,4 % an der Gesamtbevölkerung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Internationalen Seniorentags am 1. Oktober 2018 weiter mitteilte, erhöhte sich die Zahl der älteren Menschen um 36,6 % innerhalb der letzten 20 Jahre. Zum 31. Dezember 1997 hatte es etwa 13,0 Millionen Personen der Generation 65+ gegeben. Das waren 15,8 % der Gesamtbevölkerung gewesen. Die endgültigen Ergebnisse zur Bevölkerungsentwicklung werden turnusgemäß im Sommer 2019 veröffentlicht.

Die Anzahl lebend geborener Kinder dürfte 2018 gegenüber dem Vorjahr moderat und die Anzahl der Sterbefälle spürbar zugenommen haben. Für 2018 wird der Schätzung nach mit 785 000 bis 805 000 Geborenen und 950 000 bis 970 000 Sterbefällen zu rechnen sein. Das sich daraus ergebende Geburtendefizit – Differenz aus Geburten und Sterbefällen – würde etwa 150 000 bis 180 000 betragen. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 hatten die Zahl der Geborenen 785 000, die Zahl der Gestorbenen 932 000 und das Geburtendefizit 147 000 betragen.                                          Bild: pixabay

 

Übersicht: Pflegebedürftige Leistungsempfänger in NRW
Merkmal 2009 2011 2013 2015 2017
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Pflegebedürftige insgesamt 509 145 547 833 581 492 638 103 769 132
  davon
  Pflegegeldempfänger/-innen1) 236 006  266 8372)   289 737  322 104  417 328
  Pflegebedürftige in stationären Einrichtungen
(Dauer-, Kurzzeit-, Tages-, Nachtpflege)
 x  x  x  x x
  Pflegebedürftige in stationären Einrichtungen
(Dauer-, Kurzzeitpflege)
154 587 158 747 160 324 164 633 169 616
  Pflegebedürftige in ambulanter Pflege
(durch Pflegedienste)
118 552 122 249 131 431 151 366 182 043

Quelle: Landesdatenamt NRW
1) Ohne Empfänger/-innen von Pflegegeld, die zusätzlich auch ambulante Pflege erhalten: diese werden
bei der ambulanten Pflege berücksichtigt. Stichtag beim Pflegegeld ist der 31.12. 2) Vergleichbarkeit zu den Vorjahren eingeschränkt.

Veranstaltungsort des Vestischen Hospiz- und Palliativtages:
Bildungszentrum des Handels in Recklinghausen
Wickingplatz 2-4
45657 Recklinghausen
Tel 02361-48060
Bzdh.de

Anmeldung erforderlich
Ärzte/Pflegekräfte/Ehrenamtlicheder
Palliativversorgung wenden sich bitte an:
Sekretariat Palliativmedizin
Barbara Kraft
Tel 02361/601301 Fax 601313
barbara.kraft@ekonline.de
Stichwort: Hospiz und Palliativtag