Immer mehr Menschen holen sich medizinischen Rat im Internet. Allerdings kann «Dr. Google» aus Sicht der Ärztekammer Niedersachsens den persönlichen Praxisbesuch nicht ersetzen. «Die ständige Erreichbarkeit von mehr oder minder zutreffenden medizinischen Informationen im Internet führt bei vielen Patienten zu starker Verunsicherung», sagte kürzlich die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, anlässlich des sogenannten niedersächsischen Digitalgipfels Gesundheit am 25.11. 2018 in Hannover.

Die Veranstaltung befasste sich nicht nur mit der «Cyberchondrie» von Patienten, sondern auch mit der Telemedizin. Vom 1. Dezember 2018 an dürfen Patienten auch ausschließlich per Telefon, SMS, E-Mail oder Online-Chat behandelt werden. Zuvor war das nur nach einem ersten persönlichen Kontakt in der Praxis möglich. Der Deutsche Ärztetag hatte die Lockerung der Fernbehandlungen im Mai d. J. auf den Weg gebracht. Die einzelnen Landesärztekammern müssen aber auch zustimmen. Niedersachsen setzt jetzt den Beschluss des Deutschen Ärztetages bereits um.

Nach einer Anfang 2018 veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung informiert sich die Hälfte der deutschen Internet-Nutzer mindestens einmal im Monat online über Gesundheitsthemen: 58 Prozent von ihnen vor dem Gang zum Arzt, 62 Prozent recherchieren die Diagnose nach dem Praxisbesuch im Internet nach. Mehr als die Hälfte sind mit den Ergebnissen „meistens oder immer zufrieden“, 44 Prozent zumindest „teils, teils zufrieden“.

„Aus unserer Sicht sind die Möglichkeiten und der Nutzen des Internets größer als die Gefahren, die da lauern“, sagte Studienleiterin Marion Grote-Westrick der dpa. Ärzte sollten verstärkt Patienten Informationsmaterialien und Links zu wissenschaftsbasierten Internet-Seiten geben. „Wir fordern, dass solche vertrauenswürdigen Informationen oder auch Videos künftig in der elektronischen Patientenakte hinterlegt sind“, sagte die Forscherin. Notwendig seien auch standardisierte Entscheidungshilfen bei der Auswahl zwischen alternativen Behandlungsmethoden.

Quellen: dpa, heiser, Bertelsmann Stiftung) Bild: pixabay