Der Vorschlag, die Anzahl an Krankenhäusern in Deutschland drastisch zu reduzieren, wie ihn die Bertelsmann-Stiftung laut einer aktuellen, von ihr in Auftrag gegebenen Studie empfiehlt, hat zu heftigen und ablehnenden Reaktionen geführt. Anders die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV): Sie stellt der Bestandsreduzierung konstruktiv das Konzept der Intersektoralen Gesundheitszentren entgegen: Kleine, defizitäre Krankenhäuser sollen danach so umgebaut werden, dass Standorte grundsätzlich erhalten bleiben und die Alltagsversorgung sichergestellt werden kann. Entwickelt hat diese „Umbaustrategie“ die Universität Bayreuth in einem von der KBV in Auftrag gegebenen Gutachten. „Das Entscheidende an unserem Konzept ist, dass die Versorgung und auch Arbeitsplätze vor Ort gewährleistet bleiben. Deshalb lautet unser Motto ‚Umbau statt Abbau‘“, so der KBV-Vorstand.

„Das Konzept stößt auf Interesse“, sagte KBV-Chef Gassen jetzt in Berlin. Für einen Dialog mit Kommunen und Krankenhäusern sei man gerne bereit. Ziel sollte dabei nach seinen Vorstellungen sein, die knappen ärztlichen und pflegerischen Ressourcen zu bündeln. Eine Frischzellenkur sei allemal besser, als das Siechtum mancher Häuser weiter unnötig zu verlängern.

Gassen weiter: „Ein krampfhaftes Festhalten am Status quo bringt niemanden weiter. Kleine und defizitäre Krankenhäuser um jeden Preis zu erhalten, ist nicht zielführend – auch nicht im Sinne der Menschen vor Ort. Denn diese Häuser haben weder die personellen noch apparativen Kapazitäten, um Patienten umfassend zu versorgen. Ganz zu schweigen davon, dass sie dies aufgrund mangelnder Routine, etwa bei operativen Eingriffen, auch nicht in der gebotenen Qualität leisten können.“

Der erneut vorgetragenen Forderung der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Kliniken verstärkt für die ambulante Versorgung zu öffnen, weil die Kassenärztlichen Vereinigungen Engpässe hier nicht lösen könnten, hält die KBV entgegen, dass auch durch ständige Wiederholung diese Aussage nicht wahrer werde. Das Gegenteil sei der Fall. Viele regionale Krankenhäuser wären gar nicht in der Lage, eine umfassende Grundversorgung zu gewährleisten, weil ihnen schlichtweg die Ressourcen fehlten. Welches Landkrankenhaus verfügte denn heute beispielsweise noch über eine augenärztliche oder eine gynäkologische Abteilung?

„Es könne ja wohl nicht sein“, so der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister, „dass die Krankenhäuser sich ambulante Leistungen einverleiben, um überhaupt überlebensfähig zu bleiben. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Es gehört mittlerweile zum Allgemeinwissen, dass ein erheblicher Teil von Behandlungen, die heute noch stationär erfolgen, genauso gut oder sogar besser in den Praxen erfolgen könnte. Das wäre nicht nur unter wirtschaftlichen Aspekten sinnvoller, sondern auch im Sinne der Patienten. Doch es geht bei dieser Debatte gar nicht darum, wer Recht hat, sondern darum, konstruktive Lösungen zu erarbeiten, gerne auch gemeinsam. Wir haben bereits einen solchen Lösungsvorschlag gemacht, und zwar in Form der Intersektoralen Gesundheitszentren“.

Quelle: kbv.de; Bild: pixabay