Die niedergelassenen Ärzte in Deutschland sind laut Gesundheitsminister Spahn in der Corona-Pandemie die Wellenbrecher bei den Menschen vor Ort. Den Gesundheitsämtern komme in den kreisfreien Städten und Landkreisen auch eine Schlüsselrolle zu, so aktuell der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städtetag. Deshalb haben beide Institutionen mit einer gemeinsamen Umfrage die Personalausstattung beim Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) in den Flächenländern ermittelt.

„Die Gesundheitsämter sind stark gefordert, aber sie sind nicht überfordert. Sie haben die Herausforderungen der Pandemie bisher gut bewältigt“, kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, die Umfrageergebnisse: „Die Ämter sind deutlich besser ausgestattet als in der öffentlichen Debatte zum Teil vermittelt wird.“

Das überrascht, denn im Gegensatz dazu hatte der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes kürzlich gewarnt, dass die Gesundheitsämter für eine zweite Pandemie-Welle viel zu knapp besetzt wären. Wörtlich hieß es: „Mit den steigenden Infektionszahlen rollt ein riesiges Problem auf uns zu.“ Konkret sprach man sich für ein bundesweites Freiwilligen-Register aus – eine Art Jobbörse, die im Ernstfall Mitarbeiter vermittle, die bereits geschult seien.

Unabhängig davon, hier die wesentlichen Ergebnisse der o.g. Umfrage: Die 356 Gesundheitsämter in den Flächenländern haben derzeit insgesamt rund 13.900 Stellen mit Ärztinnen und Ärzten sowie nichtärztlichem Personal besetzt. Angesichts der Corona-Pandemie haben die Ämter weitere rund 5.900 Beschäftigte eingesetzt, vor allem zur Kontaktnachverfolgung, für Corona-Tests und zur Kontrolle von Quarantäne. Die meisten Gesundheitsämter planen, zusätzliche Ärzte wie auch weitere medizinische Fachangestellte, Sachbearbeiter und anderes nicht-ärztliches Personal einzustellen. Weitere Umfragedetails im Internet (siehe unten).

Dedy begrüßte die Hilfen des Bundes für die Gesundheitsämter in Höhe von 4 Milliarden Euro über 5 Jahre und sieht dafür wegen Corona auch deutlichen Bedarf. „Den Personalbestand der Ämter für normale Zeiten konnten wir kurzfristig durch zusätzliche Kräfte aus anderen Bereichen der Verwaltung ausweiten. Aber wir brauchen jetzt für die gesamte Dauer der Pandemie mehr Beschäftigte, um Corona weiterhin so wirksam wie möglich zu bekämpfen. Die finanziellen Zusagen des Bundes sind deshalb ein gutes Signal. Darüber hinaus brauchen wir in Deutschland mehr Ärztinnen und Ärzte. Dazu müssen die Länder rasch mehr Kapazitäten für die Medizinerausbildung schaffen. Und die Ausbildung muss stärker die Besonderheiten des öffentlichen Gesundheitsdienstes berücksichtigen“, so der Städtetags-Hauptgeschäftsführer.

Als Teil ihres Anfang Juni 2020 beschlossenen Konjunktur- und Krisenbewältigungspakets hatte die Bundesregierung angekündigt, gemeinsam mit den Ländern und Kommunen einen „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ anzustreben.

Quellen: www.aerzteblatt.de; www.staedtetag.de Bild: pixabay