Die Corona-Impfungen haben jetzt in Deutschland begonnen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag wurden die ersten Dosen an die Bundesländer ausgeliefert. Dort werden sie an Impfzentren und mobile Teams verteilt. Das Coronavirus ist mit dem Start der Impfaktion noch nicht besiegt. Aber dazu ist der „…Impfstoff der entscheidende Schlüssel…,“ so Gesundheitsminister Spahn. Es werde an der einen oder anderen Stelle auch mal ruckeln, aber das sei ganz normal. Normal ist auch, was auf Patienten nach der Corona-Impfung an Unannehmlichkeiten zukommen kann. Man muss sie kennen und darüber Bescheid wissen, um nicht direkt an der Wirksamkeit zu zweifeln.

Deshalb bereiten sich impfende Ärzte darauf vor, den Menschen mit den richtigen Worten klarzumachen, dass sie in den ersten Tagen nach der Impfung Unannehmlichkeiten erleben könnten, auf deren Heftigkeit sie womöglich nicht gefasst sind. So arbeitet z.B. Dr. Uwe Poppert, für die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (Degam) ein Papier zur Impfaufklärung aus, wie die Medien berichten (Zeit.de).

Das sei wichtig, bevor Impfskeptiker solche Berichte aufbauschten und damit die ganze Impfung diskreditierten, sagte Bernice Hausman jüngst dem Wissenschaftsmagazin Science. Hausman ist Professorin für Public Health am Pennsylvania State University College of Medicine und Expertin für Impfdiskussion in der Bevölkerung und sie weiß: „Der Schlüssel ist Transparenz.“ So sei es etwa klüger, den Impflingen offen zu erklären, dass sie vorübergehend Fieber bekommen könnten, das sich ernst anfühlt, als zu sagen, sehr selten käme auch mal hohes Fieber vor.

Dass all diese Impfreaktionen auftreten, liegt nicht daran, dass mit der Impfung etwas nicht stimmt, so der Zeitungsbericht. Es liegt an einer grundsätzlichen Eigentümlichkeit des Homo sapiens: Er besitzt ein sehr schlagkräftiges Immunsystem, das ihm einen riesigen evolutionären Vorteil verschafft hat. Es stellt den Körper nämlich absichtlich ruhig, sodass es den Menschen aufs Sofa oder ins Bett zieht – beziehungsweise vormals in eine Ecke seiner Höhle. Der evolutionäre Sinn für den Körper liegt darin, dass er dann alle Energie für die Erregerabwehr zur Verfügung hat – und eben nicht jagend herumrennt oder sich sonst irgendwie anstrengt.

So kann der Körper im Fall einer echten Infektion schneller regenerieren. Und so verhält er sich dann auch erst einmal, wenn ein Impfstoff auf die menschlichen Zellen trifft. Es ist daher probat, sich nach einer Impfung ein, zwei Tage lang etwas mehr Ruhe zu gönnen, falls man sich kränklich oder angeschlagen fühlen sollte.

Die mitunter unangenehmen Symptome sind aber nur vorübergehende Begleiterscheinungen der Impfung und hinterlassen langfristig keine Spuren. Der Körper merkt relativ schnell, dass es sich nicht um das echte Virus handelt. Meist verschwinden die Symptome nach ein paar Tagen, ist im o.g. Bericht zu lesen.

Wie lange der Schutz des mRNA-Impfstoffs anhält, ist noch nicht klar. Doch das Verfahren an sich ist aus der Forschung mit mRNA-Impfstoffen gegen Krebs seit 25 Jahren bekannt und so weit fortentwickelt, dass es sich nun schnell auf Sars-CoV-2 ummünzen und anwenden ließ. Daher weiß man auch schon länger, welche kurzen, lästigen Begleiterscheinungen diese Impfstoffe haben und dass es keine grundsätzlichen Sicherheitsbedenken für sie gibt.

Was ist aber mit schweren Nebenwirkungen?

Begutachter der Zulassungsstudien berichten inzwischen weltweit und übereinstimmend, dass es bei den neuen mRNA-Impfstoffen zu keinerlei schweren Nebenwirkungen kam. Auch nicht in der Folgezeit, den zwei Monaten, die man beim BioNTech-Stoff und rund 20.000 Menschen inzwischen überblickt. Bei der kleineren Gruppe von Menschen, die bereits vor einem Dreivierteljahr im Vorfeld der großen Studie den Impfstoff bekam, seien ebenfalls bislang in der Folge keinerlei schwere Nebenwirkungen aufgetreten, sagte Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) kürzlich im Interview mit dem heute-journal. Das PEI ist in Deutschland als Behörde für die Sicherheit der hier verwendeten Impfstoffe zuständig und genießt international den Ruf, sehr genau zu sein. Und falls Nebenwirkungen auftreten, sind die Alarmsysteme der Behörden scharf gestellt.

Alle Impfreaktionen und womöglich neu auftretende Nebenwirkungen werden künftig genau verfolgt, dokumentiert, in laufend aktualisierte Empfehlungen eingebaut und so den impfenden Ärztinnen übermittelt. In Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut zuständig für die Überwachung: Es erfasst und kontrolliert vom Moment der Marktzulassung einer Vakzine an sowohl ständig deren Wirksamkeit als auch mögliche Nebenwirkungen und Impfreaktionen – und zwar unabhängig von den Herstellern.

Nach einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur wollen sich etwa zwei Drittel der Deutschen impfen lassen. 32 Prozent der Befragten gaben an, sich so schnell wie möglich impfen lassen zu wollen. Weitere 33 Prozent sind zwar ebenfalls dazu entschlossen, wollen aber trotzdem erst einmal mögliche Folgen der Impfung bei anderen abwarten. 19 Prozent haben sich gegen eine Impfung entschieden, 16 Prozent sind noch unentschlossen. Bis Ende März 2021 sollen 11 bis 12 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Da das Präparat zweimal verabreicht werden muss, würde diese Menge in etwa für 5,5 bis 6 Millionen Menschen reichen. Spahn geht davon aus, bis zum Sommer allen Bürgern in Deutschland ein „Impfangebot“ machen zu können – sofern weitere Präparate eine Zulassung erhalten.

Quelle: zeit.de; Bild: pixabay