Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 310 Millionen Tagesdosen Antibiotika verordnet. Das reicht, um jeden Bundesbürger umgerechnet fast 4 Tage zu behandeln. Schätzungen zufolge ist jedoch nahezu jede dritte Verordnung unnötig. Gerade das hat aber weitreichende Folgen: Abgesehen von vermeidbaren Nebenwirkungen für die Patienten fördern sie auch die Bildung von Resistenzen bei den für uns gefährlichen Bakterien und machen damit die Erreger noch gefährlicher, die eigentlich abgetötet werden sollen.

Die gute Nachricht: Vielen Ärzten in Deutschland ist das Problem inzwischen bekannt. »Deutschlands Ärzte verschreiben Antibiotika bereits sehr zurückhaltend – im europäischen Vergleich liegen wir im unteren Drittel. Aber wir können und wollen noch mehr erreichen«, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Stephan Hofmeister, anlässlich des letzten europäischen Antibiotikatages.

In Dänemark wird schon erprobt, was künftig auch bei uns helfen könnte, dieses Ziel zu erreichen: Künstliche Intelligenz soll zusammen mit dem Hausarzt ein wirksames Mittel im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen werden, so Hannes Ullrich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). »Mit unserer Methode könnten wir die Zahl der unnötig verschriebenen Antibiotika um bis zu 30% senken«, berichtet er. Ullrich und sein Team haben einen Algorithmus entwickelt, der Ärzten bei der Frage »Antibiotikum: Ja oder nein?« wichtige Entscheidungshilfe bieten kann, so berichtet der online-Newsletter „perspective daily“.

Laut Bericht (Link siehe unten) dürfte es bei vielen Ärzten Berührungsängste mit der KI geben. Das weiß auch Hannes Ullrich und betont, dass es am Ende in erster Linie darum ginge, wie man die moderne Technik rund um Algorithmen und Künstliche Intelligenz am besten nutzen könne, um die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine zu optimieren. »Es geht nicht darum, den Arzt durch Künstliche Intelligenz zu ersetzen. Sondern darum, ihm bei der Diagnose eine moderne und wertvolle Hilfe zur Seite zu stellen. So kann am Ende auch mehr Zeit für menschliche Interaktion im medizinischen Alltag bleiben«.

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Quelle: perspective-daily.de  Bild: Pixabay