Je mehr Medikamente Patienten einnehmen müssen, desto mehr Risiken birgt ihre Arzneimitteltherapie. Dabei ist es im Versorgungsalltag für den Hausarzt oft sehr schwierig, einen Überblick über alle Arzneimittelverordnungen eines Patienten zu haben. An diesem Punkt setzt das Modellprojekt „AdAM“ an, das die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und die BARMER Ende 2016 gestartet haben. AdAM steht für „Anwendung für digital unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management“ und kommt jetzt – nach intensiven Vorarbeiten – seit Anfang Februar 2018 in mehr als 100 westfälischen Hausarztpraxen zum Einsatz. Weitere Praxen in Westfalen-Lippe folgen sukzessive.

„AdAM gibt uns Hausärzten sinnvolle technische Hilfsmittel an die Hand, mit deren Hilfe wir unserer Funktion als Primärärzte und Lotsen durch die ambulante Versorgung gerecht werden können“, sagt Anke Richter, Hausärztin in Bad Oeynhausen und AdAM-Ärztin der ersten Stunde. Die Medikation der eingeschriebenen BARMER-Patienten werde mit Hilfe der eigens entwickelten Software sehr übersichtlich dargestellt, berichtet Richter. Das System führe per Mausklick Risikoanalysen durch, gebe spezifische Hinweise zu Kontraindikationen, mache Optimierungsvorschläge bei der Medikation und liste aktuelle Rote-Hand-Briefe auf. „Vor allem aber sorgt AdAM für lückenlose Transparenz. Denn sämtliche Verordnungen aller beteiligten Ärzte, Facharztbesuche und Krankenhausaufenthalte werden bei der Datenzusammenstellung berücksichtigt“, so die Hausärztin.

„Nutzen Sie die Möglichkeiten, die AdAM Ihnen bietet. Informieren Sie sich und schreiben Sie sich ein“, appelliert Dr. med. Wolfgang-Axel Dryden, 1. Vorsitzender der KVWL, an die Hausärzte in Westfalen-Lippe. Voraussetzung zur Teilnahme am AdAM-Projekt ist, dass der Hausarzt einen Zugang zum geschützten Mitgliederportal der KVWL hat und eine ausreichende Zahl von BARMER-Versicherten mit Polypharmazie versorgt. Dryden: „Im Zeitalter der Digitalisierung sollten Hausärzte die Möglichkeit haben, papierlos eine Risikoanalyse der Arzneimitteltherapie auf Basis einer vollständigen Medikationsliste mit dem Patienten durchzuführen.“ Das AdAM-Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird mit circa 16 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert.

Quelle: kvwl.de Bild: pixabay